Biodiversität als Hebel für Projekte

Der am 18. April 2025 in La Marseillaise veröffentlichte Artikel über den Bau des neuen Setec-Sitzes in Vitrolles veranschaulicht eine in der Umweltkommunikation immer häufiger anzutreffende Entgleisung: die ungerahmte Verwendung des Wortes "ökologisch". Diese Art von Behauptung ist keineswegs anekdotisch, sondern Teil einer Problematik, die von den öffentlichen Behörden klar erkannt wurde.
1. Eine Behauptung ohne nachprüfbaren Gegenstand
Das Wort "ökologisch" wird hier verwendet, um ein Projekt zu beschreiben, das auf Energieeffizienz, teilweise recycelte Materialien, einen Klimasenken oder auch einen BDM-Ansatz (Bâtiment Durable Méditerranéen) setzt. All dies sind löbliche technische Elemente, die jedoch in den Bereich der Energieeffizienz und nicht in den der Ökologie im engeren Sinne fallen.
Wie der Leitfaden des CNC (Conseil National de la Consommation) von 2023 zu Umweltangaben in Erinnerung ruft, gilt eine Aussage als irreführend, wenn sie sich auf einen Umweltnutzen bezieht, ohne dass es dafür Beweise, einen definierten Umfang oder einen anerkannten Bezugsrahmen gibt. Das Wort "ökologisch" impliziert jedoch die Berücksichtigung von Ökosystemen, Biodiversität, Böden, Wasser, ökologischen Kontinuitäten, Arten etc. Keiner dieser Aspekte wird in dem Artikel angesprochen. Der Verweis ist daher unzutreffend.
Artikel L.121-2 des Verbraucherschutzgesetzes verbietet irreführende Geschäftspraktiken, auch wenn sie durch Unterlassung oder Ungenauigkeit zustande kommen. Die Verwendung des Wortes "umweltfreundlich" ohne Demonstration oder Beweis stellt in dieser Hinsicht eine unbegründete umweltbezogene Behauptung dar, die potenziell strafbar ist.
Der CNC warnt genau vor diesen allgemeinen Verwendungen, die die Verwirrung zwischen Energieeffizienz und Ökologie schüren und dabei die Transparenzanforderungen umgehen. Der Rat empfiehlt unter anderem :
- globale Begriffe wie "ökologisch" zu vermeiden, wenn sie nicht durch einen definierten Referenzrahmen gestützt werden;
- den genauen Umfang der Behauptung zu präzisieren ;
- sich auf eine überprüfbare Zertifizierung zu stützen.
Die technischen Anstrengungen des Setec-Projekts sind zwar real, doch müssen sie streng qualifiziert werden. Von einem Gebäude mit niedrigem CO2-Ausstoß oder einer hohen Energieeffizienz zu sprechen, ist relevant, wenn die Elemente gemessen und zertifiziert werden. Von einem "grünen" Gebäude zu sprechen, ist nicht sinnvoll, es sei denn, es wird ein systemischer Ansatz nachgewiesen, der das natürliche Gleichgewicht und die Biodiversität einbezieht.
Diese semantische Verschiebung ist strategisch: Sie ermöglicht es, öffentliche Anerkennung, mediale Multiplikatoren und sogar institutionelle Auszeichnungen zu erhalten, ohne den technischen, wissenschaftlichen oder regulatorischen Anforderungen des ökologischen Übergangs gerecht zu werden. Genau dies versucht das Recht zu verhindern.
Schlussfolgerung: Wachsamkeit ist notwendig
Der Artikel in La Marseillaise bietet somit einen Fall für die Schule. Es geht hier nicht darum, das Projekt zu kritisieren, sondern darum, auf eine grundlegende Herausforderung hinzuweisen: Worte haben ein rechtliches Gewicht. Die Verwendung des Wortes "ökologisch" verpflichtet und setzt einen Beweis voraus. Andernfalls leidet der gesamte Übergangsprozess, da seine Glaubwürdigkeit verwässert wird.
Bei IRICE setzen wir uns für einen rigorosen Gebrauch von Umweltbehauptungen ein. Das ist der Grund für unsere Zertifizierungen: objektivieren, messen, nachvollziehen, damit Umweltverpflichtungen nicht nur Erzählungen, sondern Tatsachen sind.